Inés Hoelter ist nicht nur Moderatorin sondern auch Sprech- und Präsenztrainerin. Wir haben sie interviewt und gefragt, wie wichtig eine präsente Stimme beim Moderieren ist, wieso man sich als Moderator spezialiseren sollte und was man als Anfänger unbedingt beachten sollte.
Inés, du bist ja nicht nur Moderatorin sondern auch Sprech- und Präsenztrainern. Wie wichtig ist eine präsente Stimme beim Moderieren?
Die Stimme ist sehr wichtig. Und es ist auch sehr wichtig, die Stimme dem Anlass anzupassen. Wenn ich vor einer kleinen Gruppe von Bankern stehe, spreche ich anders als wenn ich beim KiKa eine Live-Show vor hunderten Kindern moderiere. Die Räumlichkeiten, die Anzahl der Personen und das Thema haben einen großen Einfluss auf meine Moderationen. Ob ich da nun sehr energetisch spreche oder nicht, welches Vokabular ich benutze und welches nicht. Das richte ich natürlich an dem Zielpublikum aus. Grundsätzlich gilt: Je jünger das Publikum, desto höher und aufgeregter darf die Stimme sein.
Ich persönlich habe mich ja nicht auf das junge Publikum spezialisiert, sondern auf Erwachsene. Von daher komme ich immer sehr gut an, wenn ich mit einer gesunden Bruststimme spreche, weil dann der Inhalt auch besser aufgenommen wird.
Wenn ich vor einer kleinen Gruppe von Bankern stehe, spreche ich anders als wenn ich beim KiKa eine Live-Show vor hunderten Kindern moderiere.
Genau, du sprichst es ja gerade an. Du moderierst ja vor allem Events in der Medien- und Wirtschaftsbranche, hast also grundsätzlich auch eher ein Business-Zielpublikum. Wieso bist du genau die Richtige für solche Veranstaltungen?
Ich selbst komme aus einer Unternehmerfamilie. Von daher habe ich da einen starken Background und kenne das Zielpublikum und deren Sprache. Außerdem ist mir aufgefallen, dass man gerade im Business-Umfeld möchte, dass man konzentriert und professionell arbeitet – und genau das ist eine meiner Stärken. Ich habe festgestellt, dass ich gerne für solche Veranstaltungen gebucht werde, weil ich mich ziemlich schnell in neue Thematiken einarbeiten kann.
Ich komme ja ursprünglich aus dem Schauspiel und trainiere auch angehende Sprecher, bin da also in der Kreativ- bzw. Medienbranche tätig. Bei dieser Arbeit geht es eher um Emotionalitäten. In meiner Arbeit als Präsenztrainerin geht es meinen Klienten vor allem um die Außenwirkung: wie spreche ich überzeugend und welche Körpersprache setze ich gewinnbringend ein. Ich verbinde also beides: Medienkenntnisse mit Businesswissen. Die Mischung aus beidem ist für meine Moderationen daher perfekt.
Und das ist der Grund, warum ich mich auf die Wirtschafts- und die Kreativbranche spezialisiert habe: Ich kenne die Leute dahinter gut und ich kenne die Abläufe dahinter. Deshalb weiß ich, was gewünscht wird und kann das dann komprimiert auf der Bühne vor dem Publikum zum Besten geben.
Wie wichtig ist deiner Meinung nach eine Spezialisierung als Moderator bzw. Moderatorin?
Ich bin ja dankbar, dass du mich in deinem Programm „Erfolgreich als (selbständiger) Moderator“ dazu schon fast gezwungen hast. Weil das tatsächlich mit eine der größten Herausforderungen für viele Moderatoren ist. Eine Spezialisierung ist sehr wichtig, damit man sich als Expertin präsentieren kann – und damit auch direkt das Vertrauen der Kunden bekommt.
Eine große Gefahr ist es (und das sagst du ja auch selbst immer in deinen Webinaren), wenn man mit so einem Bauchladen daherkommt. Ich kenne das selber ja auch als Kunde, dass man sich dann ganz schnell fragt: „Ja, was macht sie denn eigentlich jetzt?“
Eine Spezialisierung ist sehr wichtig, damit man sich als Expertin präsentieren kann – und damit auch direkt das Vertrauen der Kunden bekommt.
Deshalb glaube ich, das es sehr wichtig ist, sich zu spezialisieren, weil der Kunde dann beruhigt ist. Und weil man dann selbst auch mit der Zeit ein sicheres und ruhigeres Gefühl bekommt, weil man eben weiß, wofür man steht, und was die Herausforderungen im eigenen Spezialgebiet sind.
Inzwischen hast du ja schon einiges an Moderationserfahrung. Was war dein bisheriges Moderationshighlight?
Das war definitiv meine letzte Moderation: Die X-Change Night (auch zu sehen in Inés Demo-Band ). Dabei war ich ganz stark bei der Choreographie und der Dramaturgie mit eingespannt. Ich war nämlich auch in die Vorarbeit mit integriert – ich habe Interviews mit den Teilnehmern geführt und habe sie dann gebeten, dass wir uns vorher treffen und einen Probedurchlauf machen. Bei der Probe haben wir direktes Feedback von den Auftraggebern erhalten und konnten noch einiges im Ablauf abändern. Und das bei 8 Personen innerhalb von 20 Minuten – eine ganz schöne Herausforderung. Am Ende war ich auch stolz, dass ich das so gut und spontan handeln konnte. Für mich war das so eine schöne Herausforderung. Und das Feedback hinterher war auch super.
Man sollte ganz klar als Problemlöser auftreten und nicht als einer, der gebauchpinselt werden möchte. Wenn der Kunde dann noch sieht, welchen Zeitaufwand man mitbringt, ist auch schnell der Tagessatz schlüssig.
Da waren also auch einige Aufgaben dabei, die eigentlich gar nicht direkt der Moderation zugeordnet werden können. Würdest du das auch Moderationsanfängern mit auf den Weg geben? Also dass sie sich darauf einstellen sollen, dass sie nicht nur Moderationsaufgaben haben?
Ja, das würde ich unbedingt, weil auch der Trend da ganz stark hingeht. Auch die RTL Journalistenschule bildet quasi nur noch Allroundtalente aus. Ich selbst finde gar nicht unbedingt, dass das eine positive Entwicklung ist, aber der Trend geht definitiv dahin.
Von daher würde ich das unbedingt den Anfängern mitgeben wollen, dass sie sich darauf einstellen, dass sie eben nicht nur auf die Bühne kommen und da ein bisschen glänzen. Sondern, dass sie eben eine gute Ausbildung und vor allem auch Weitblick mitbringen sollten.
Außerdem ist es unglaublich wichtig, das Vertrauen vom Kunden zu gewinnen, damit der sich zurücklehnen kann. Also, dass man da ganz klar als Problemlöser auftritt und nicht als einer, der gebauchpinselt werden möchte.
Ich habe ganz oft die Erfahrung gemacht, dass der Kunde selbst nicht weiß, woran er zu denken hat und was bei einem Event berücksichtigt werden muss. Deswegen sollte es unsere Aufgabe sein, Ruhe in die Abläufe reinzubringen. Zu fragen: „Welche Technik ist vor Ort? Können wir einen Soundcheck machen? Wo kann ich stehen, wo wollen Sie die Gäste haben?“
Wenn wir das als Moderatoren aktiv mitgestalten und dem Kunden Hinweise geben, wie es besser laufen kann, dann spürt der Kunde die Professionalität – und damit ist dann auch ein hoher Tagessatz gerechtfertigt. Wenn der Kunde dann sieht, wieviel Aufwand eine Moderation mit sich bringt und was da alles dahintersteckt, dann bezahlt er das Geld auch gerne.
Da sieht man mal wieder, dass es sich immer lohnt, Profis zu buchen. Vielen Dank, Inés, und viel Erfolg bei deinen weiteren Moderationen!